Bioökonomie: Auf dem Holzfahrrad der Zukunft entgegen

 

Wie können wir handeln, um die natürlichen Ressourcen zu schonen? Wie gelingt uns dies vor dem Hintergrund der wachsenden Weltbevölkerung, wenn wir Wohlstand erhalten wollen? Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz sind aktueller denn je. Der menschengemachte Klimawandel, die abnehmende Artenvielfalt oder Plastik in unseren Ozeanen stellen die Menschheit vor Herausforderungen. Diese verlangen, nach- und vielleicht gar umzudenken, wie wir künftig leben und wirtschaften.

Wie sieht unser Alltag in der Zukunft aus?

Betrachten wir einen fiktiven Tagesablauf am Beispiel von Mareike, die eine nachhaltige Lebensweise führt. 

Der Wecker klingelt, Mareike steht auf und zieht sich ihr Kleid aus Milchresten an, darüber eine Jacke aus Kaffeesatz. Dann schneidet sie ihr glutenfreies Brot, das aus dem 3D-Drucker stammt, auf einem Teller, der aus Essensresten produziert wurde. Sie genießt das Brot mit Marmelade, in die unverkäufliches Obst verarbeitet wurde. Sie schnappt sich ihre aus Bioplastik hergestellte Trinkflasche und steckt diese in ihre Tasche, die aus gegerbten Olivenblattextrakt besteht. Mit ihrem Fahrrad aus Holz fährt sie zur Arbeit, wo sie in ihrer Pause einen Smoothie aus Algen mit einem Strohhalm trinkt, der aus Essensresten gefertigt wurde.
 

Nach einem langen Arbeitstag möchte Mareike noch Tennis spielen. Also holt sie ihren Tennisschläger aus Flachs von zuhause und schnappt sich ihre Turnschuhe, die aus Spinnenseide produziert wurden.

Zurück vom Sport zückt sie ihr Handy aus Bioplastik, denn sie hat eine Verabredung zum Essen: Es gibt Insektenburger.
 

Um eine nachhaltige und ressourcenschonende Lebensweise zu erreichen, muss sich unser Verhalten im Hinblick auf Produktion und Konsum nachhaltig ändern – vom Kleidungsstück über unsere Nahrung bis hin zur Mobilität. Dazu benötigen wir Alternativen zu den fossilen Rohstoffen, wie zum Beispiel biobasierte und bioabbaubare Kunststoffe. Unser Alltag könnte also künftig ähnlich aussehen wie der von Mareike. Bei diesem Wandel spielt die Bioökonomie eine entscheidende Rolle.

Insekten statt Rind - Insektenburger

Seit 2018 gibt es in Deutschland den Insektenburger zum Verzehr zu kaufen. Für den Insektenburger dienen die Buffalowürmer als Rohstoff. Die Buffalowürmer sind eigentlich keine Würmer, sondern Larven des Getreideschimmelkäfers und gehören somit zu den Insekten. Diese werden für das Burgerpatty mit vegetarischen Zutaten vermischt. Im Vergleich zu Rindfleisch verbraucht die Herstellung des Insektenburgerpattys etwa tausendmal weniger Wasser und hundertmal weniger Treibhausgase. Die Würmer züchten Insektenfarmen, die es in Europa zum Beispiel in den Niederlanden gibt. Sind die Würmer herangewachsen, im Falle der Buffalowürmer ein kurzer Generationszyklus, werden sie zu Mehl verarbeitet. Zu diesem Mehl kommt Masse aus verarbeitetem Gemüse dazu und das Ganze wird vermischt. Anschließend wird das Gemisch zu Bouletten geformt. Diese enthalten zu 43 Prozent Buffalowürmer.

Was bedeutet Bioökonomie?

Die Bioökonomie umfasst interdisziplinäre Fachgebiete und Sektoren, die biologische Ressourcen wie Pflanzen und Mikroorganismen nutzen, um mit umweltschonenden Prozessen Produkte herzustellen, neue Verfahren zu erschließen sowie Dienstleistungen bereitzustellen. Sie verfolgt besonders das Ziel, fossile und mineralische Rohstoffe zu ersetzen und Produkte umweltverträglich herzustellen. Dabei spielen die natürlichen Eigenschaften der biogenen Rohstoffe eine wichtige Rolle, zum Beispiel in Bezug auf ihre Kreislauffähigkeit und Vielseitigkeit. Also schließt die Bioökonomie alle Branchen ein, die natürliche Rohstoffe nutzen, sie be- und verarbeiten, so zum Beispiel den Umweltschutz, die Energiewirtschaft, die Lebensmittelindustrie und die Chemie.

Aktueller könnte das Thema um Bioökonomie vor dem Vordergrund der derzeitigen Herausforderungen der Menschheit nicht sein. Dem widmet sich auch das Wissenschaftsjahr 2020, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
 

Alternative Rohstoffe für Plastik finden: Autoreifen aus Löwenzahn

Kunststoff ist inzwischen in zahlreichen Alltagsprodukten enthalten. Plastikmüll und Mikroplastik in unserer Umwelt stellt die Welt aber vor eine große Herausforderung. Alternativen zu Kunststoffen, die aus fossilen Rohstoffen bestehen, sind gefragt. Ein neuer biogener Rohstoff für Autoreifen-Kautschuk könnte Russischer Löwenzahn sein. Die Wurzel des Löwenzahns enthält etwa zehn Prozent Latexsaft, der durch Mahlen mit Wasser von den restlichen Stoffen abgetrennt wird. Damit er zu Autoreifen verarbeitet werden kann, wird er mit anderen Stoffen wie Zinkoxid vermischt und erhitzt (vulkanisiert).

Weitere Informationen zur Bioökonomie

www.biooekonomie.de

www.wissenschaftsjahr.de/2020/

Lisa Süssmuth

Volontärin, Gesellschaft Deutscher Chemiker

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