Was ist eigentlich… Cannabis, THC und CBD?

 

In Deutschland wird aktuell viel über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Dabei gibt es viele Fragen und noch mehr unverständliche Abkürzungen. Was ist beispielsweise der Unterschied zwischen Cannabis und Hanf? Was verbirgt sich hinter den Wirkstoffen THC und CBD, und warum wirken sie trotz der gleichen chemischen Summenformel komplett verschieden? Darauf werfen wir einen erhellenden Blick.

„Wann Bubatz legal?“

Die Legalisierung von Cannabis wird in Deutschland möglicherweise bald Realität und die Frage „Wann Bubatz legal?“ wurde zum geflügelten Wort, vor allem in den Sozialen Medien. „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet“, hieß es 2021 im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition.

Im April 2023 haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Pläne zur teilweisen Legalisierung von Cannabis vorgestellt. Generell soll der Besitz von bis zu 25 Gramm zum Eigenbedarf und der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen straffrei werden.  Der Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte in Modellregionen soll getestet werden. Bei der geplanten Cannabis-Freigabe soll es eine THC-Obergrenze geben.

THC, die Abkürzung von Tetrahydrocannabinol ist der Bestandteil des Cannabis, der die berauschende Wirkung auslöst. Was genau THC ist, wird weiter unten erläutert.

Um „cannabisbedingte Gehirnschädigungen“ zu verhindern, sollen an Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren nur Produkte mit einem THC-Gehalt von höchstens 10 %verkauft werden dürfen. Die Menge des berauschenden Wirkstoffs THC im legalisierten Cannabis soll maximal 15 % betragen [1].

In bestimmten Fällen, z.B. bei chronischen Schmerzen, die mit herkömmlichen Medikamenten nicht zu lindern sind, ist Cannabis bereits seit einiger Zeit für medizinische Anwendungen zugelassen.

Was ist eigentlich Cannabis?

Cannabis ist die botanische Bezeichnung der Hanfpflanze. Sie gilt als eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen. In China soll Hanf bereits vor rund 6000 Jahren zu Nahrung, Kleidung, Fischnetzen, Öl und Heilmitteln verarbeitet worden sein. Hanf (lateinisch: Cannabis Sativa L) gelangte von Zentralasien aus in den Mittleren und Nahen Osten und hat sich schließlich über Europa bis nach Nord- und Südamerika ausgebreitet. Auch in Deutschland wurde Hanf noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts angebaut.

Das Besondere am Hanf: Die Pflanze enthält über 100 Phytocannabinoide aus der Gruppe der Terpenphenole, die bisher in keiner anderen Pflanze entdeckt wurden. Davon gilt das Cannabinoid Delta-9-Tetrahydrocannabinol – kurz THC – als die stärkste psychoaktive Wirksubstanz.

Es gibt eine weibliche und eine männliche Form der Pflanze, aber nur die weibliche Form der Gattung „Cannabis sativa“ enthält genügend THC, um einen sprichwörtlichen Rausch zu erzeugen. Besonders reich an THC sind dabei die unbefruchteten weiblichen Blüten (etwa 2 bis 30 %); der THC-Gehalt der übrigen Pflanzenteile ist weitaus geringer (knapp 1 %). Die Samen der Pflanze enthalten kein THC. In reiner Form wurde THC erstmals 1964 von Yehiel Gaoni und Raphael Mechoulam am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Israel isoliert [2].

Marihuana und Haschisch: aus Cannabis gewonnen

Das „klassische“ Cannabis wird als Marihuana („Gras“) oder Haschisch konsumiert, seltener als Haschischöl. Bei Marihuana handelt es sich um die getrockneten Blüten und Blätter der weiblichen Cannabispflanze. Als Haschisch wird das Harz der weiblichen Hanfpflanze bezeichnet, das aus den Blüten oder den mit Harz besetzten Blättern gewonnen wird.

Wird der Stoff geraucht (etwa als „Joint“) setzt die Wirkung meist unmittelbar ein, da der Wirkstoff THC sehr schnell über die Atemwege aufgenommen wird und die Blut-Hirn-Schranke überwindet. Über die Nahrung aufgenommen, gelangt das Cannabinol langsamer in den Stoffwechsel, wobei die Wirkung dann aber sehr plötzlich einsetzen kann [3].

Mag für viele das Gefühl des „High“-Seins ein „Wunsch“-Effekt beim Konsumieren der Droge Cannabis sein, so sind die Gefahren real: Die berauschenden Eigenschaften beeinträchtigen die Konzentration, Denkfähigkeit, Bewegung und die allgemeine Koordination negativ. Die Teilnahme am täglichen Leben (und hier vor allem im Straßenverkehr) ist dadurch erheblich eingeschränkt, beispielsweise durch die verminderte Reaktionszeit. Ein erhöhtes Unfallrisiko ist die Folge. Produkte mit einem THC-Gehalt ab 0,2 % fallen aufgrund der Rauschwirkung und dem Missbrauchspotenzial daher unter das Betäubungsmittelgesetz.

Hanf wird als Nutzpflanze interessant

Während Marihuana und Haschisch aufgrund der berauschenden Wirkung und des meist illegalen Anbaus einen eher zweifelhaften Ruf in der Gesellschaft haben, gibt es auch eine industrielle Nutzung der Hanfpflanze. Die Pflanze bietet dabei aus landwirtschaftlicher Sicht zahlreiche Vorteile:

Nutzhanf stellt grundsätzlich keine besonderen Ansprüche an die Bodenqualität und gedeiht fast überall. Er produziert auf gleicher Fläche fast fünfmal mehr Papierfasermasse als Wälder und wächst 30-mal schneller. Die Pflanze ist sehr genügsam und braucht weder Dünger noch Pflanzenschutz. Sie wächst innerhalb von fünf Monaten über vier Meter hoch und bindet dabei große Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. In verschiedenen Forschungsprojekten konnte festgestellt werden, dass Hanf auf natürliche Weise das Erdreich entgiftet und somit aufwertet. Es ist daher für den ökologischen Anbau interessant.

Die Nutzung des Hanfanbaus zu industriellen Zwecken ist seit 1996 in Deutschland unter besonderen Auflagen wieder erlaubt, allerdings nur Unternehmen der Landwirtschaft. Alle anderen Betriebsformen der Agrarwirtschaft, wie zum Beispiel Gärtnereien oder Weinbaubetriebe dürfen Hanf nicht anbauen. Auch Privatpersonen ist es untersagt [4, 5].

Auch aus der Hanfpflanze: Cannabidiol (CBD)

Zum Anbau dürfen jedoch nur Cannabissorten verwendet werden, die einen THC-Gehalt von maximal 0,2 % aufweisen. Der angebaute Nutzhanf enthält aber ein anderes interessantes Cannabinoid: CBD (Cannabidiol), dass im Gegensatz zu THC keine berauschende bzw. psychoaktive Wirkung hat, da es nur mit geringer Rezeptoraktivität an bestimmte Cannabinoid-Rezeptoren bindet. CBD wirkt entspannend bzw. entkrampfend und kann Muskeln unterstützen, sich nach Belastung wie Sport schneller zu erholen. CBD-Öl wird auch eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Zudem soll es gegen neurologische Beschwerden wie Schlafstörungen helfen.

Eindeutig nachgewiesen ist seine Wirksamkeit bisher jedoch nicht und manchmal wird wegen der nicht geklärten Wirkung oder auch möglicher negativer Nebenwirkungen vom Konsum CBD-haltiger Produkte abgeraten. Dazu kommt, dass manche Produkte einen höheren THC-Gehalt haben als erwartet [10, 11]. 

Im Vergleich zu THC besitzt CBD laut Weltgesundheitsorganisation WHO ein allgemein gutes Sicherheitsprofil. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat CBD inzwischen von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen, es darf somit von Spitzensportlern zur Regeneration und Leistungsförderung legal eingesetzt werden [6].

Unterschiede THC und CBD: Pharmakologischer Wirkmechanismus

Die chemischen Formeln (s. unten) von THC und CBD sind auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich und die Summenformeln sind identisch: C21H30O2. Dennoch gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied in der Struktur, der für die verschiedenen Effekte beider Substanzen sorgt: Bei CBD ist einer der Kohlenstoffringe geöffnet, bei THC nicht. Der pharmakologische Wirkmechanismus von Cannabinoiden ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Erst in den 1980er-Jahren entdeckten Wissenschaftler körpereigene Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn (CB-1) und wenig später in der Peripherie des Körpers (CB-2).

Die Inhaltstoffe der Cannabispflanze wirken auf das endocannabinoide System (ECS) mit seinen verschiedenen Rezeptoren [7]:

  • Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren (CB-1) im zentralen Nervensystem
  • Typ-2-Cannabinoid-Rezeptoren (CB-2) im Immun-, Verdauungs- oder dem Fortpflanzungssystem sowie in Knochen, Haut, Lunge, hormonalen Drüsen oder in den Augen

CBD beeinflusst den Körper sanft, mehrere In-vitro Studien zeigen, dass CBD die Rezeptoren des ECS nicht direkt aktiviert, sondern nur deren Effekte beeinflusst [8]. THC wirkt im Vergleich zu CBD weniger komplex. Das Cannabinoid bindet direkt an die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. Beim Andocken an die Cannabinoid-Rezeptoren wird dabei auch der Nervenbotenstoff und das „Glückshormon“ Dopamin ausgeschüttet.

Legalisierung weltweit auf dem Vormarsch

Den Cannabis-Bedarf in Deutschland schätzt der Deutsche Hanfverband aktuell auf bis zu 400 Tonnen jährlich. Tendenz steigend, denn der Konsum dürfte durch die Legalisierung der Märkte und den Wegfall von Schwarzmärkten weiter zunehmen. Übrigens: Bis 2012 gab es weltweit keinen Staat mehr, in dem Cannabis offiziell legal war. Laos und Kambodscha waren in den 1990er Jahren die letzten Länder, die sich dem Druck der USA und anderer Staaten beugen mussten und Cannabis verboten.

Die Zahl der Menschen, die in Staaten leben, in denen der legale Konsum von Cannabis möglich ist, wächst aber seit Jahren wieder kontinuierlich. Die US-Staaten Colorado und Washington State machten 2012 mit einer Bevölkerung von zusammen über 12 Millionen Menschen den Anfang. Heute sind es laut „Deutschen Hanfverband“ weltweit über 190 Millionen Menschen [9]. Und sollte die Legalisierung von Cannabis in Deutschland kommen, wird diese Zahl deutlich steigen.

Weitere Infos zum Hören

Weitere ausführliche Informationen zu Cannabis, seiner Wirkung und der Forschung dazu liefert die Folge Eine Tüte Chemie  https://podcast.jcf.io/podcast/eine-tuete-chemie/ des JCF-Podcasts.

Dr. Jörg Wetterau

Labor für Kommunikation, Linsengericht

Quellen

[1] Bundesgesundheitsministerium.de: Eigenanbau und Modellversuch - Bundesregierung einigt sich auf Eckpunkte zu Cannabis:
www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/eckpunkte-cannabis-12-04-23.html

[2] Yehiel Gaoni, Raphael Mechoulam: Isolation, structure and partial synthesis of an active constituent of hashish. In: Journal of the American Chemical Society. Band 86, Nr. 8, 1964, S. 1646–1647)

[3] Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Basisinfo_Cannabis.pdf
www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Basisinfo_Cannabis.pdf

[4] Ökologischer Hanfanbau
www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/spezieller-pflanzenbau/oelfruechte/oekologischer-hanfanbau/

[5] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Anbau von Nutzhanf
www.ble.de/DE/Themen/Landwirtschaft/Nutzhanf/nutzhanf_node.html

[6] CBD vs. THC: Wo liegt der Unterschied beider Cannabinoide?
www.cbd-vital.de/magazin/cbd-allgemein/unterschied-cbd-thc

[7] THC und CBD: Wo liegen die Unterschiede?
www.apotheke-adhoc.de/rubriken/detail/medizinisches-cannabis/tilray-thc-und-cbd-wo-liegen-die-unterschiede-die-inhaltsstoffe-der-cannabispflanze/

[8] Larsen, C. & Shahinas, J. (2020). Dosage, Efficacy and Safety of Cannabidiol Administration in Adults: A Systematic Review of Human Trials. J Clin Med Res. 12 (3). S. 129-141

[9] Legalisierte Weltbevölkerung/Deutscher Hanfverband https://hanfverband.de/themen/weltweit/legalisierte_weltbevoelkerung

[10] Sind CBD-Produkte gefährlich?
https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/wirkstoffe/sind-cbd-produkte-gefaehrlich-843301.html 

[11] CBD-Produkte: Hat Cannabidiol eine Wirkung?
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/CBD-Produkte-Hat-Cannabidiol-eine-Wirkung,hanf188.html#:~:text=Das%20Cannabidiol%20(CBD)%20aus%20der,Wirkung%20und%20macht%20nicht%20s%C3%BCchtig 

In der Reihe „Was ist eigentlich…“ stellen wir in leicht verständlicher Form chemische Substanzen vor, die jeder kennt oder fast jeder benutzt. Alle Beiträge der Reihe: https://faszinationchemie.de/chemie-ueberall

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