Was ist eigentlich... Natronlauge?

 

Schauen wir auf die Inhaltsstoffe von Seifen, finden wir darunter unter anderem Sodium (Natrium) Tellowate und Sodium Cocoa. Als Ausgangsstoff für Sodium Tellowate dient tierisches Fett wie Rindertalg, für Sodium Cocoa nutzt man Kokosöl, also pflanzliches Fett. Bei der Seifenherstellung wird das Fett mit Natronlauge verseift. Auch in weiteren Anwendungen wie Reinigungsmitteln finden wir Natronlauge.

Welche Chemie steckt dahinter?

Natronlauge ist eine Lösung von Natriumhydroxid (NaOH) in Wasser mit unterschiedlichen Konzentrationen (zB. 50%-ig). Sie ist eine stark alkalische (pH-Wert 7 entspricht neutral), ätzende, wasserklare und geruchslose Flüssigkeit, die sich in jedem Verhältnis mit Wasser mischen lässt. Einmolare Natronlauge (Lösung, die ein Mol NaOH (40g) in einem Liter Wasser enthält) hat einen pH-Wert von 14.

Hergestellt wird Natronlauge durch die Reaktion einer wässrigen Kochsalzlösung (Natriumchlorid, NaCl) mit elektrischem Strom – einem als Elektrolyse bezeichneten Verfahren. Dabei entsteht außerdem Chlor, die Basischemikalie der Chlorchemie.

Natronlauge dient nicht nur zur Seifenherstellung – auch zahlreiche andere Verfahren nutzen sie als Ausgangsstoff, zum Beispiel die Herstellung von Waschmitteln, Farbstoffen, Chemiefasern, Natron- und Sulfatcellulose oder die Regenerierung von Ionenaustauschern und der Aufschluss von Bauxit. Aufbewahrt werden kann Natronlauge in Stahl- und Kunststoffbehältern (z.B. aus Polyethylen). Dagegen sind Behälter aus Leichtmetallen wie Magnesium oder Aluminium nicht geeignet, da Natronlauge diese auflöst.

Natriumhydroxid (NaOH), auch als Ätznatron bekannt, ist der aktive Bestandteil der zur Verseifung dienenden Natronlauge. Es ist eine staubfreie, gut rieselfähige Festsubstanz und somit leicht zu dosieren. NaOH ist äußerst hygroskopisch (zieht Luftfeuchtigkeit an und bindet das Wasser) und löst sich in Wasser rasch zu Natronlauge auf. Heute ist Ätznatron eine Basischemikalie, die im 40 Megatonnen-Maßstab produziert und in Perlen oder Schuppen mit einem NaOH-Gehalt von mehr als 99 Prozent gehandelt wird. In dieser Form wird es zum Beispiel zum Reinigen von Leitungen und Behältern in Brauereien und Brunnenbetrieben verwendet. Auch zum Beseitigen von Milchstein und Säubern von Milchkannen, Zentrifugen oder Kochgefäßen in Molkereien nutzt man sie – oder um Rohrreiniger bzw. Reinigungsmittel für den Haushalt herzustellen.

Und auch die Nahrungsmittelindustrie verwendet Natronlauge. Als Lebensmittelzusatzstoff E 524 sorgt sie bei der Herstellung von Laugengebäck für die typische braune Farbe.
 

Der Beitrag wurde vom Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit der Seniorexperten Chemie, einer Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker, erstellt. 
Autor: Dr. Wolfgang Weber (bearbeitet durch sue)


In der Reihe „Was ist eigentlich…“ stellen wir in leicht verständlicher Form chemische Substanzen vor, die jeder kennt oder fast jeder benutzt. Alle Beiträge der Reihe: https://faszinationchemie.de/chemie-ueberall


 

Kommentare

  • Gustav
    am 04.07.2022
    War sehr hilfreich, danke!
  • Schlubbi
    am 29.07.2023
    Also kann ich mit Kochsalz, Fett, Wasser und ein bisschen Strom meine eigene Seife herstellen? Yay!
    • kjs (Redaktion)
      am 31.07.2023
      Im Prinzip ja, aber in zwei Schritten. 1. Mit Kochsalz, Wasser und Strom wird Natronlauge hergestellt. 2. Mit Natronlauge (oder Kalilauge) und Fetten kann dann Seife hergestellt werden. Was Seifen sind und wie sie reinigen, wird unter https://faszinationchemie.de/artikel/news/seifenbsp-chemikalie-der-steinzeit/ erklärt.

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